Quelle: Berliner Morgenpost, Kompletter Text zum weiterlesen:Höhere Fahrpreise
BVG-Chef will mehr Geld fürs Einzelticket
Der BVG-Vorstandsvorsitzende Andreas Sturmowski hat überraschend höhere Fahrpreise gefordert. Berlins Verkehrssenatorin Junge-Reyer wies dies umgehend zurück. Parteiübergreifend zeigten sich Politiker irritiert, Fahrgastverbände verärgert.
Nur bei Finanzsenator Sarrazin kann die BVG auf Verständnis hoffen.
Irritiert, verärgert, enttäuscht – die Reaktionen auf Äußerungen des BVG-Vorstandsvorsitzenden Andreas Sturmowski sind gestern unterschiedlich ausgefallen. Negativ waren sie fast alle. Sturmowski hatte überraschend eine Diskussion über die künftige Fahrpreisentwicklung losgetreten. Das Einzelticket – so seine Kernaussage – könnte vom kommenden Jahr an um 20 Cent teurer werden, statt bisher 2,10 dann 2,30 Euro kosten.
Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) wies die Forderungen des BVG-Vorstandsvorsitzenden umgehend zurück. Die Verkehrsbetriebe müssten sich alle Mühe geben, nach dem Streik vom Frühjahr das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, betonte die Senatorin. „Private Äußerungen zur Anhebung von Fahrscheinpreisen“ seien in diesem Zusammenhang „schädlich“.
Klaus-Peter von Lüdeke, verkehrspolitischer Sprecher der FDP im Abgeordnetenhaus, sprach von einem „völlig falschen Signal“. Der Umsieg der meisten Berufspendler auf Bus und Bahn beginne meist mit dem Einzelfahrschein. Dessen Verteuerung um rund zehn Prozent wäre eine verkehrspolitische Bankrotterklärung Berlins, so von Lüdeke. Senat und VBB dürften dies nicht zulassen.
Auch die Grünen-Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling verlangte, dass die BVG mehr Fahrgäste gewinnen müsste, statt schon wieder die Fahrpreise zu erhöhen. Gerade jetzt sei die Gelegenheit für attraktive Angebote günstig, weil viele Menschen wegen der hohen Benzinpreise auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen wollten.
Fahrgastverband: Einzelfahrschein nur noch in Hamburg teurer
Gleichermaßen irritiert und verärgert äußerte sich auch der Fahrgastverband Igeb. „Eine solche Debatte hätten wir frühestens im Herbst erwartet“, sagte der Vorsitzende Christfried Tschepe. Lediglich ein Detail an den Äußerungen des BVG-Chefs sei positiv zu bewerten. Sturmowski hatte vorgeschlagen, dass die Stammkunden, Inhaber von Monats- Abo- und Jahreskarten, bei der Tarifanpassung nicht oder nur kaum belastet werden sollen. Ein Preis von 2,30 Euro für das Einzelticket sei hingegen angemessen auch im Vergleich zu anderen Städten, sagte der BVG-Chef.
Tatsächlich ist der Preis des Einzellfahrscheins für das Berliner Stadtgebiet seit 2005 stabil, während er bei den Zeitkarten um etwa sieben Prozent gestiegen ist. Trotzdem wies der Fahrgastverband die Behauptungen Sturmowskis zum vermeintlich günstigen Berliner Einzelticket zurück. Laut einem Igeb-Preisvergleich zwischen Berlin, Dresden, München, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Wien ist das Einzelticket nur in der Hansestadt teurer als derzeit in Berlin.
Die BVG verwies jedoch darauf, dass die höheren Preise Strom und Dieselkraftstoff das Unternehmen belasten. Bereits jetzt lägen die Kosten für 2008 um 10 Millionen Euro über dem Etat, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Für 2009 erwarte man ähnliche Steigerungsraten. Dies sei der Grund für Sturmowskis Vorstoß. Der BVG-Chef hatte auch den Preis für das Sozialticket von derzeit 33,50 Euro monatlich und den Termin für eine mögliche Tariferhöhung infrage gestellt. Statt – wie erwartet – am 1. April, könnten die Preise demnach schon am 1. Januar steigen. Zuletzt waren die Fahrpreise zum 1. April um 1,58 Prozent erhöht worden.
http://www.morgenpost.de/berlin/article ... icket.html
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