ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Die Beschleunigung ist ein hochkomplexes Thema; ich hatte vor einiger Zeit mal das Glück, mich mit einem Fachexperten (nicht aus Berlin) darüber zu unterhalten. Dem Experten stellt sich bei der Beschleunigung nämlich nicht nur die Frage, was an der Ampel passiert, die er mit einer Vorrangsschaltung versieht, sondern auch die Auswirkung auf die Verkehrsströme 500 (...) Meter entfernt. Unter Umständen hat man mit Vorrangschaltung einer Ampel die 500 Meter entfernt verkehrende Linie erfolgreich ausgebremst, weil deren Fahrzeuge nun im Stau stehen.
Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel hier aus Berlin, bei nicht einige hundert Meter, sondern nur ein bestimmter Kreuzungsbereich überblickt werden müssen - als zum Beispiel die Kreuzung Spandauer Straße / Karl-Liebknecht-Straße.
Hier kommen nur ÖPNV-Fahrzeuge aus allen vier Richtungen, deren Verkehrswege sich zudem noch kreuzen. Räumen wir hier mal der Straßenbahn den Vorrang ein und lassen sie zügig ohne Ampelaufenthalt passieren - im Berufsverkehr mit einem Abstand zwischen zwei und vier Minuten - PRO RICHTUNG!
Was würde nun passieren? Die ebenfalls verkehrenden Buslinien würden ausgebremst und würden im Rückstau hängen bleiben. Das würde wenige Minuten lang gut gehen; spätestens nach 20-30 Minuten würde der Rückstau der Pkw in Fahrtrichtung UdL erst den Alex (und damit die wendenen Busse) und kurz darauf die Straßenbahnen an der Torstraße erreichen.
Meine damalige Frage an den Fachmann war dementsprechen, was zu tun sein. Antwort: Entweder den Individualverkehr aus dem innerstädtischen Bereich verdrängen, oder die Verkehre über mehrere Ebenen laufen lassen.
Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel hier aus Berlin, bei nicht einige hundert Meter, sondern nur ein bestimmter Kreuzungsbereich überblickt werden müssen - als zum Beispiel die Kreuzung Spandauer Straße / Karl-Liebknecht-Straße.
Hier kommen nur ÖPNV-Fahrzeuge aus allen vier Richtungen, deren Verkehrswege sich zudem noch kreuzen. Räumen wir hier mal der Straßenbahn den Vorrang ein und lassen sie zügig ohne Ampelaufenthalt passieren - im Berufsverkehr mit einem Abstand zwischen zwei und vier Minuten - PRO RICHTUNG!
Was würde nun passieren? Die ebenfalls verkehrenden Buslinien würden ausgebremst und würden im Rückstau hängen bleiben. Das würde wenige Minuten lang gut gehen; spätestens nach 20-30 Minuten würde der Rückstau der Pkw in Fahrtrichtung UdL erst den Alex (und damit die wendenen Busse) und kurz darauf die Straßenbahnen an der Torstraße erreichen.
Meine damalige Frage an den Fachmann war dementsprechen, was zu tun sein. Antwort: Entweder den Individualverkehr aus dem innerstädtischen Bereich verdrängen, oder die Verkehre über mehrere Ebenen laufen lassen.
Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Derartige Beobachtungen kann ich bestätigen. Im Sommer letzten Jahres ist offenbar an der Kreuzung Marienfelder Allee/Nahmitzer Damm die Schaltung so verändert worden, dass die in Nord/Süd-Richtung verkehrenden Fahrzeuge eine längere Grünphase hatten. Ziel war es offenbar, den regelmäßigen Rückstau in der Malteserstraße (teilweise bis zur Haltestelle Fridrichrodaer Straße (OL X83) abzubauen. Die Folge war ein Stau in Querrichtung, die Hildburghauser Straße war bis zur Haltestelle Weskammstraße (OL M77, M11, X11, 112) gestaut.
Das ist dann wohl schnell korrigiert worden, mittlerweile ist der Rückstau in der Malteserstraße das kleinere (und zeitlich kürzere Übel).
Gruß
C
Das ist dann wohl schnell korrigiert worden, mittlerweile ist der Rückstau in der Malteserstraße das kleinere (und zeitlich kürzere Übel).
Gruß
C
24.08.1968 - 22.11.2018
27.05.1965 - 21.07.2021
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- IKARUS [BFB]
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Hallo,
nun die sog. "Fachexperten" verkaufen auch manchmal nur Systeme (Mittel zum Zweck)
Ob es am Ende wirklich was bringt - oder wie beschrieben 500 Meter weiter dafür nix mehr geht -
ist mit Vorsicht zu genießen.
Wer täglich unterwegs ist - und das auf Stammstrecken - kennt die Gegebenheiten ganz genau.
Da kommt es nicht von ungefähr dass mancher froh ist wenn die Ampeln mal nicht gehen ...
seltsam, dann läuft alles
Ich habe nix gegen Busspuren oder Ampelansteuerung - wenn alle mitspielen kann das durchaus was
bringen. Fakt ist aber auch, mit Busspur und Ampelansteuerung werden die Fahrzeiten gekürzt - und
den Rest kennt ihr ja.
Mir fällt da aber eine Beobachtung aus Poznań ein. Guckt euch mal dieses Schienenkreuz an ...

... und fahrt mal mit über das Schienenkreuz.
Keine Ahnung ob da was angesteuert wird, Ampeln gibt es ...
Stau - Fehlanzeige. Der Verkehr flutscht, das hab ich noch nicht gesehen.
Spontan würde ich sagen - "lasst da keine Fachexperten ran" - lasst es so wie es ist, es läuft.
MfG Bernd
nun die sog. "Fachexperten" verkaufen auch manchmal nur Systeme (Mittel zum Zweck)
Ob es am Ende wirklich was bringt - oder wie beschrieben 500 Meter weiter dafür nix mehr geht -
ist mit Vorsicht zu genießen.
Wer täglich unterwegs ist - und das auf Stammstrecken - kennt die Gegebenheiten ganz genau.
Da kommt es nicht von ungefähr dass mancher froh ist wenn die Ampeln mal nicht gehen ...
seltsam, dann läuft alles

Ich habe nix gegen Busspuren oder Ampelansteuerung - wenn alle mitspielen kann das durchaus was
bringen. Fakt ist aber auch, mit Busspur und Ampelansteuerung werden die Fahrzeiten gekürzt - und
den Rest kennt ihr ja.
Mir fällt da aber eine Beobachtung aus Poznań ein. Guckt euch mal dieses Schienenkreuz an ...

... und fahrt mal mit über das Schienenkreuz.
Keine Ahnung ob da was angesteuert wird, Ampeln gibt es ...
Stau - Fehlanzeige. Der Verkehr flutscht, das hab ich noch nicht gesehen.
Spontan würde ich sagen - "lasst da keine Fachexperten ran" - lasst es so wie es ist, es läuft.
MfG Bernd
Gute Fahrt
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Der Experte, mit dem ich da gesprochen habe, ist entsprechender Verkehrsplaner in einer deutschen Großstadt.
Schaue ich mir das Posener Beispiel an, fällt der Kreisel ins Auge.
Für mich ist das "flutschen" nachvollziehbar. Jahrelang hatte ich mich an einer Kreuzung geärgert, daß ich zu entsprechenden Tageszeiten an bestimmten Wochentagen teilweise bis zu 5 Minuten warten mußte, bis ich in die Kreuzung einfahren konnte. MIndestens einmal im Monat kamen dann noch entsprechende Unfälle hinzu.
Im Zuge eines Kreuzungsneubaus wurde auf Kreisverkehr umgestellt. Was soll ich sagen? Auf einmal floß der Verkehr - und zwar unfallfrei! Bis zu welchem Verkehrsaufkommen ein Kreis funktioniert, weiß ich nicht. Aber schaut Euch mal den Verkehrsfluß am Bersarinplatz an. Ich finde, daß sich da die Verkehrsteilnehmer recht gut arrangieren.
Ich würde gerne mal testen, wie sich die Abschaltung der Ampelanlagen am Großen Stern oder am Ernst-Reuter-Platz auswirken.
Schaue ich mir das Posener Beispiel an, fällt der Kreisel ins Auge.
Für mich ist das "flutschen" nachvollziehbar. Jahrelang hatte ich mich an einer Kreuzung geärgert, daß ich zu entsprechenden Tageszeiten an bestimmten Wochentagen teilweise bis zu 5 Minuten warten mußte, bis ich in die Kreuzung einfahren konnte. MIndestens einmal im Monat kamen dann noch entsprechende Unfälle hinzu.
Im Zuge eines Kreuzungsneubaus wurde auf Kreisverkehr umgestellt. Was soll ich sagen? Auf einmal floß der Verkehr - und zwar unfallfrei! Bis zu welchem Verkehrsaufkommen ein Kreis funktioniert, weiß ich nicht. Aber schaut Euch mal den Verkehrsfluß am Bersarinplatz an. Ich finde, daß sich da die Verkehrsteilnehmer recht gut arrangieren.
Ich würde gerne mal testen, wie sich die Abschaltung der Ampelanlagen am Großen Stern oder am Ernst-Reuter-Platz auswirken.
- IKARUS [BFB]
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Hallo KindergartenCop,
dies würde Chaos bedeuten - aber du weißt genau das ich diese Ampelanlagen mit Sicherheit nicht gemeint habe.
Deinem Fachexperten will ich natürlich nicht zu Nahe treten, aber ...

dies würde Chaos bedeuten - aber du weißt genau das ich diese Ampelanlagen mit Sicherheit nicht gemeint habe.
Deinem Fachexperten will ich natürlich nicht zu Nahe treten, aber ...
... naja, auch nicht gerade realistisch. Welche Stadt kann das bezahlen ?Entweder den Individualverkehr aus dem innerstädtischen Bereich verdrängen, oder die Verkehre über
mehrere Ebenen laufen lassen.

Gute Fahrt
- Combino 400 [BFB]
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Es gibt auch schnellste Verkehrsplaner und -berater. Dort gibt es eine gewisse Berliner Nachbarstadt die ein Lied davon zu singen weiß. Kreisverkehre sind eigentlich eine recht gute Lösung, wenn man sie auch ordentlich anbringt und sichert. Wenn man sie natürlich nicht sichert und dann noch auf stark ausgelasteten Bundesstraßen anlegt kann so etwas auch in einer Verkehrsstockung oder im Chaos enden.
Gestatten, dass ich mich vorstelle? Combino, Combino 400, "Perugia"!
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Das eine war nun unabhänigig vom anderen zu verstehen. Ich würde es in Berlin wirklich gerne an den genannten Stellen austesten. Ich bin mir nämlich nicht wirklich sicher, ob das Chaos gäbe.IKARUS [BFO] hat geschrieben:Hallo KindergartenCop,
dies würde Chaos bedeuten - aber du weißt genau das ich diese Ampelanlagen mit Sicherheit nicht gemeint habe.
Deinem Fachexperten will ich natürlich nicht zu Nahe treten, aber ...
... naja, auch nicht gerade realistisch. Welche Stadt kann das bezahlen ?Entweder den Individualverkehr aus dem innerstädtischen Bereich verdrängen, oder die Verkehre über
mehrere Ebenen laufen lassen.
Und zum Thema Verkehrsplaner: Das eine ist eine Situationseinschätzung, das andere die Kostenseite. Beides harmoniert darüber hinaus nicht immer mit dem poltischen Willen in einer Kommune. Und der Verkehrsplaner muß aus diesem Rezept einen Kompromiß mischen.
Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Das der Bus/Tramverkehr am Mollknoten und anderen großen Kreutzngen nicht nur für den ÖPNV "bevorrechtigt" werden kann ist ja eigentlich klar.
Ich glaube allerdings, das Magistralen ohne groß kreuzenden ÖPNV Verkehr sehr wohl bevorteilt werden könnten. Als Beispiel nenne ich mal die M/X11 Relation in der Buckower/Marienfelder/ Johannisth. Chausee. Dort gibt es nur an 2 große Kreuzungen (Mariendorfer Damm und Alt Buckow) kreuzenden Busverkehr(R.Tauber Damm und Quarzweg lass ich mal weg). Trotzdem ist nur die Kreuzung Alt Buckow mit einer RBL-Anforderung(die auch funktioniert!) ausgestattet. Ansonsten müssen die Busse sich in den Verkehrsfluß einordnen, um die grüne Welle mitzunehmen. Dort könnte man bei gutem Willen (der aber eben fehlt) sicher auch eine Bevorrechtigung der Busse einrichten und Zeit sparen.
Ich glaube allerdings, das Magistralen ohne groß kreuzenden ÖPNV Verkehr sehr wohl bevorteilt werden könnten. Als Beispiel nenne ich mal die M/X11 Relation in der Buckower/Marienfelder/ Johannisth. Chausee. Dort gibt es nur an 2 große Kreuzungen (Mariendorfer Damm und Alt Buckow) kreuzenden Busverkehr(R.Tauber Damm und Quarzweg lass ich mal weg). Trotzdem ist nur die Kreuzung Alt Buckow mit einer RBL-Anforderung(die auch funktioniert!) ausgestattet. Ansonsten müssen die Busse sich in den Verkehrsfluß einordnen, um die grüne Welle mitzunehmen. Dort könnte man bei gutem Willen (der aber eben fehlt) sicher auch eine Bevorrechtigung der Busse einrichten und Zeit sparen.
- IKARUS [BFB]
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Hallo KindergartenCop,
ich kann mich noch erinnern an einen Tag, da waren die Ampeln am Jacob Kaiser Platz ausgefallen.
(Ich hab sogar Bilder ... find ich nicht
... keine Ordnung in meinem Laden
)
Jedenfalls hab ich mich fast in "Sichtweite" befunden und es ging gar nichts.
Jeder fuhr in den Kreisverkehr rein - keiner kam mehr raus.
Nach ca. 1 Stunde kamen die Ordnungshüter und - überfordert würde ich nicht mal behaupten - aber
wie regelt man so einen Kreisverkehr per Hand ? Es dauerte ewig bis ich da durch war.
Das wird an der Siegessäule noch schöner ...
Trotzdem glaube ich ... Bei Beschleunigungsmaßnahmen, wo mehrere Verkehrsmittel untereinander sich
"auspfitzen" müssen - bleibt zwangsweise immer einer auf der Strecke.
Verkehrsplaner können nämlich physikalische Gesetze auch nicht außer Kraft setzen ...
"Dort wo schon ein Körper ist, kann kein zweiter sein"
Aber manchmal versprechen sich Kommunen auch irgendwelche Wunder von solchen Maßnahmen.
MfG Bernd
ich kann mich noch erinnern an einen Tag, da waren die Ampeln am Jacob Kaiser Platz ausgefallen.
(Ich hab sogar Bilder ... find ich nicht


Jedenfalls hab ich mich fast in "Sichtweite" befunden und es ging gar nichts.
Jeder fuhr in den Kreisverkehr rein - keiner kam mehr raus.
Nach ca. 1 Stunde kamen die Ordnungshüter und - überfordert würde ich nicht mal behaupten - aber
wie regelt man so einen Kreisverkehr per Hand ? Es dauerte ewig bis ich da durch war.
Das wird an der Siegessäule noch schöner ...
Trotzdem glaube ich ... Bei Beschleunigungsmaßnahmen, wo mehrere Verkehrsmittel untereinander sich
"auspfitzen" müssen - bleibt zwangsweise immer einer auf der Strecke.
Verkehrsplaner können nämlich physikalische Gesetze auch nicht außer Kraft setzen ...

"Dort wo schon ein Körper ist, kann kein zweiter sein"
Aber manchmal versprechen sich Kommunen auch irgendwelche Wunder von solchen Maßnahmen.
MfG Bernd
Gute Fahrt
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Re: ÖPNV-Beschleunigung ein Flop
Nun wird vom Nutzer / Stadtverwaltung aber genau das doch von einem Verkehrsplaner erwartet - er soll die physikalischen Gesetze außer Kraft setzen und alle schimpfen auf ihn, wenn das mal nicht zufriedenstellend funktioniert.
Ich bin jetzt zum Beispiel mal gespannt, wie dies demnächst in der Invalidenstraße so funktionieren wird, wenn anstelle des Busses die Straßenbahn über den Dingen schwebt
Mich würde auch mal interessieren, was den Bus mehr ausbremst: Die roten Ampeln oder die Behinderungen auf der Busspur... ich hab da so meinen Verdacht, daß es NICHT die Ampeln sind.
Ich bin jetzt zum Beispiel mal gespannt, wie dies demnächst in der Invalidenstraße so funktionieren wird, wenn anstelle des Busses die Straßenbahn über den Dingen schwebt

Mich würde auch mal interessieren, was den Bus mehr ausbremst: Die roten Ampeln oder die Behinderungen auf der Busspur... ich hab da so meinen Verdacht, daß es NICHT die Ampeln sind.
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